Eros ist das Zeugen im Schönen,
im Leib wie in der Seele.
(Platon)
Bei einer wundervollen erotischen Erfahrung geht es sehr viel mehr darum, mit dem Schöpferischen Energiestrom in Harmonie zu sein,
als um den eigentlichen körperlichen Austausch.
E.u.J.Hicks
Dein nackter Körper soll nur denen gehören,
die auch Deine nackte Seele lieben.
(Charlie Chaplin)
»Wir sollten uns erheben und lobpreisen,
wenn wir uns darüber unterhalten,
was Freundschaft und was Liebe ist und was Liebende tun –
dieses Einander-Durchdringen der Seelen mit Hilfe des Körpers.
Das ist doch großartig!«
(Matthew Fox)
Dem Begriff der "Seele", wenn er denn überhaupt in unserer modernen Kultur verwendet wird, fehlt oft jene "erotische" Bedeutungsqualität, die sie in früheren Kulturen immer auch hatte. Dass wiederum hat zur Folge, dass der modernen Erotik oft die Seele und damit ihre eigentliche tiefere Freunde und ihr höherer Sinn fehlt.
Wenn Seele jedoch als göttlicher Funken oder innerste Lebensflamme eines Menschen verstanden wird, dann lässt sich die gegenseitige Anziehung und Inspiration zweier solcher innerster Lebensflammen als die eigentliche Qualität von Erotik verstehen - ganz im Sinne der obigen Zitate von Platon und Chaplin. Eine der wenigen die in den letzten Jahren daran anknüpfte war Emmanuelle Arsan. Von ihr daher im Folgenden einige Zitate:
Grundgedanken einer Erotischen Kultur der Seele
Die Kunst und die Liebe sind beides Versuche, den Menschen mehr zu geben,
als sie brauchen ...
Anders lieben, als die Natur uns vormacht und die Gesellschaft uns auferlegt,
bedeutet ein Kunstwerk schaffen.
Wer aus anderen Gründen schreibt, malt, baut, singt, als zu erschrecken oder in Sicherheit zu wiegen, aus anderen Gründen, als um zum Schweigen oder zum Beten zu veranlassen, aus anderen Gründen, als um zu demütigen oder verzweifeln zu lassen, der liebt bereits.
Natur und Gesellschaft bieten uns alles, was wir brauchen –
doch die Kunst fährt fort zu verlangen, die Liebe fährt fort zu träumen.
Natur und Gesellschaft prägen und beherrschen –
die Kunst und die Liebe drücken aus und stellen in Frage.
Die Natur hat uns mit einer Zunge ausgestattet und die Gesellschaft mit Sprache –
aber nur die Kunst und die Liebe machen uns Lust zu sprechen. Miteinander zu sprechen.
Im Laufe der sogenannten „sexuellen Befreiung“ hat die herrschende Klasse nur solche Freiheiten des Ausdrucks und des Bildes genehmigt, die ihre wirtschaftlichen Bastionen nicht bedrohten und keine soziale und moralische Lösung für ihre verborgene Ideologie vorschlugen ... Der Ehestand, das Konkubinat, das ihn nachäfft, sowie ihre einvernehmlichen Bankrotterklärungen (Eifersucht, verschwiegener Ehebruch, Scheidung etc.) sind insofern patriotisch, als sie nicht nur gegen das Gemetzel abhärten: sie gewöhnen außerdem die Bürger an die Konsumwirtschaft...
Die Pornografie erfindet nicht, sie lebt von der Wiederholung, vom Konformismus und vom Kompromiss ...
Der lebendige Liebe aber erlaubt mehr Aufrichtigkeit, mehr Großzügigkeit, mehr Fröhlichkeit. Er verspricht eine Welt zu schaffen, in der der Unterschied zwischen dem, der liebt, und dem, der geliebt wird, allmählich verschwindet. Eine Welt, in der die Liebe die unüberwindlichen Hindernisse, denen wir in der Natur begegnen, nicht noch durch willkürliche, überflüssige, vermeidbare Schranken verstärkt. Eine Freiheit, mir der man etwas anfangen kann.
Was genau wird man damit anfangen? Wird man seine Zeit nur noch damit verbringen, einander zu lieben? Wird man nichts anderes mehr im Kopf haben als neue Stellungen?
Als Antwort auf diese dummen Fragen genügt der Hinweis, dass die Zukunft der Liebe nicht von der Stellung der Körper beim Akt abhängt, sondern von der Stellung der Liebenden in der fortschreitenden Gesellschaft, die sie miteinander zu entwickeln versuchen.
Koitus und Mythos sind nicht Gegenstand des Erotismus. Gegenstand des Erotismus ist eine geistige und soziale Ordnung, die darauf abzielt, die Liebe und Sexualität zu Quellen des Wissens, der Kreativität und der Veränderung zu machen, damit die Vision einer glücklichen Gesellschaft weniger utopisch wird...
Erst die moralisierende Repression macht uns zu Sexualbesessenen. Diese Kinderei hält uns zurück. Der Erotismus fordert diese geistige Zurückgebliebenheit insofern heraus, als er unser Wachstum unterstützen möchte, indem er die sexuelle Besessenheit gegenstandslos macht. Wir sind nur dann wirklich intelligent, frei und zum Altruisus fähig, wenn wir unser Verlangen nach menschlichen Beziehungen durch etwas anderes ausdrücken können, als durch protestierende Kopulation.
Wir legen heute nur deshalb soviel Wert auf Liebhaber, weil uns die totalitäre Gesellschaft unserer Ehemänner und Ehefrauen daran hindert, Freunde zu haben. Und wir haben ein Bedürfnis nach Freunden, das heißt nach Menschen, mit denen wir offen von den Ideen sprechen können, die wir nicht zu haben wagen, von Taten, die wir nicht zu tun wagen, von Orten, wohin wir nicht zu gehen wagen, Wesen, die wir nicht zu kennen wagen, Träumen, die wir nicht zu träumen wagen, Trauer, die wir nicht erklären können. Unsere Angst, anderen das Geheimnis unserer Ängste anzuvertrauen, ist noch grösser als unsere sexuelle Schüchternheit. Oft lieben wir nur deshalb, weil wir nicht den Mut haben, etwas Kühneres zu tun.
Wenn Erotismus für viele Leute noch eine sexuelle Wiedergutmachung ist und zunächst einmal die Grenzen anzweifelt, die eine alte Moral zwischen den Körpern zieht, dann nicht aus schmutziger, stofflicher Lust, sondern weil der Körper Geist, Herz und Traum ist. Sich für den Körper der anderen interessieren, die Entfernungen zu ihnen zu überbrücken, die Leere des Raumes mit lebender Zeit füllen, das alles bedeutet nicht, sich das Gut der anderen anzueignen, einen Menschen zu verzehren wie eine Speise, es bedeutet vielmehr, ihn kennenlernen zu wollen, um ihn vielleicht verstehen, vielleicht lieben zu können.
Der Erotismus beruht also auf nichts mehr – oder weniger – als folgende These: Man kann die Liebe ebensogut lernen, wie man fortfahren kann, das Töten zu lernen.
Die Menschen werden einen objektiven Fortschritt machen, wenn sie erkennen, dass der wahre Erotismus keine Ideologie der Zerstreuung ist, die von den ernsten Angelegenheiten ablenken soll, sondern dass er im Gegenteil, so bestürzend das erscheinen mag, die Idee ist, die uns von der geschlechtlichen Besessenheit befreien wird, damit wir endlich an etwas anderes denken können.
Wir werden niemals in der Lage sein, Freiheit und Würde in unseren Arbeitsbedingungen zu erkämpfen, wenn wir uns nicht gleichzeitig bemühen, unsere Liebesbeziehungen frei und würdig zu machen. Wenn wir wirklich eine Welt errichten wollen, die nicht einfach eine Kopie der alten ist, müssen wir also verkünden, dass Liebe ein Grundbedürfnis ist, genau wie soziale Gerechtigkeit, Wissen und Freiheit. Eine Welt der „Neigung des Menschen zum Menschen, ohne die die Welt immer eine ungeheure Einöde sein wird“, wie Albert Camus gesagt hat.
Kein politisches Vorhaben hat einen Sinn ohne dieses Wissen der Liebe von einer freiheitlichen, solidarischen, vertrauensvollen, gerechten Gesellschaft.
Alle diese Sätze oben sind zitiert aus:
Emmanuelle Arsan: Unendliche Liebe und andere Essays
"Als körperliche Wesen sind wir Erweiterungen der Quellenergie,
der Energie, die Welten erschafft,
und wenn wir uns die Zeit nehmen,
uns auf die Frequenz dieser reinen positiven Energie einzustimmen,
und die Aufmerksamkeit dann unserer Kunst oder unserem Liebesspiel zuwenden, erfahren wir, wie die Energie, die Welten erschafft, uns durchströmt.
Das ist die erotische Kraft … " (Abraham Hicks)