Jeder Mensch kennt es, dass man sich mit manchen anderen Menschen intuitiv besonders gut fühlt. Diese spontan gefühlte Seelenverwandtschaft lässt sich nicht machen oder erzwingen, sie ist entweder da oder nicht. Diese Art von Verbundenheit berührt die eigene Seele in ihrer Tiefe oft so stark wie kaum etwas anderes im Leben.
Im Unterschied zur oft gehypten Suche nach "dem einen Seelenpartner" können solche Seelenverbindungen jedoch vielfältig sein. Wir finden sie nicht nur in der romantischen Liebe und Familie, sondern auch bei der Arbeit, beim Spiel, oft in der Freundschaft und in gemeinsamen Ideen und Intentionen; und auch in gemeinsamen Projekten mit tieferem Sinnbezug.
Aus dieser von unseren äußeren Rollen in dieser Welt oft unabhängigen Resonanz der tieferen Seelen ergibt sich auch eine neue Sicht auf zwischenmenschliche Beziehungen im engeren Sinne. Die äußeren Rollen unseres Ichs (mehr dazu siehe bei SeelenLicht und SeelenHeilung) in der modernen Welt tendieren oft zu zentralen Lebenspartnern für mehr oder weniger alle emotionalen, ökonomischen und geistigen Lebensfunktionen. Die Resonanzen der Seele bleiben jedoch von diesen kulturellen Prägungen unabhängig; und wenn dies mehr oder weniger bewusst wird, spüren auch moderne Menschen tiefe seelisch-persönliche Resonanzen zu weiteren Menschen.
In diesen Dimensionen seelischer Tiefenresonanz verlieren übliche emotional-kulturelle Resonanzzerstörungsmuster wie Eifersucht, Neid etc. ihren Sinn. Man spürt, dass jede Seelenverbindung auf ihre Weise einzigartig und daher durch keine andere wirklich gefährdet ist. So wird - wenn eines Tages ausreichend viele Menschen ihrer Seele bewusst geworden sind - auch eine ganz neue Seelenbeziehungs-Kultur vorstellbar. Eine Kultur, die Ahnende wie Hölderlin oder Khalil Gibran auch eine "Kultur der Freundschaft" nannten - womit sie eine neue kulturelle Rolle und Bedeutung solcher Seelenfreundschaften meinten.
Seelenfreunde sind Menschen, die einander an die Melodie und Stimme ihrer Seelen erinnern und diese so stärken. Oder diese wieder wecken, wenn man dabei ist, diese Stimme und Melodie zu vergessen. Seelenfreunde sind so auch Ermutiger der persönlichen Bestimmung und Berufung.
Seelenfreunde beziehen ihre Resonanzen und Gespräche weniger auf die Interessen ihrer äußeren Ich-Personen (C.G.Jung nannte dies die "Person Nr. 1"; siehe mehr dazu auch bei SeelenHeilung) als auf ihre seelischen Innenräume (C.G. Jung nannte diese "Person Nr. 2"). Menschen, die einander das Privileg einräumen, diesen Bereich betreten zu dürfen, brauchen entsprechende Sensibilität. Denn sie betreten ineinander Orte, die sonst nur einem selbst und dem Unermesslichen (manche nennen es Gott, oder Allah oder ...) vorbehalten sind. In diese lässt man nur Menschen, denen man vertraut, von denen man überzeugt ist, dass sie uns nicht wehtun, nicht verletzen wollen, sondern unser Innerstes mit liebevollen Augen betrachten und zärtlich berühren.