Der Begriff „Weltseele“ wurde vom griechischen Philosophen Platon geprägt. In seinem Dialog Timaios entwarf er eine Theorie der Beseelung der Welt. Er bezeichnete die Weltseele als selbstbewegt; in ihrer Eigenbewegung sah er ihr Hauptmerkmal. Als notwendig betrachtete er sie aus zwei Gründen. Erstens hielt er ein Prinzip, auf das Bewegung generell zurückgeführt werden kann, für erforderlich; in seinem Spätwerk Nomoi betonte er, die Weltseele sei die Ursache aller Bewegung in der Natur. Auf sie führte er die Bewegungen am Himmel ebenso wie diejenigen auf der Erde zurück. Zweitens benötigte er die Weltseele als das Prinzip, vermittels dessen er die im Kosmos waltende Vernunft mit der Weltmaterie verband.
Giordano Bruno war ebenfalls der Meinung, dass man in allen Dingen Seele und Leben antreffe und dass die Seele als Form aller Dinge überall die Materie ordne und beherrsche. Der Weltseele, die er als die allgemeine Form des Weltalls bezeichnet, schreibt er eine „universale Vernunft“ zu, welche er mit der Wirkursache des Weltalls gleichsetzt. Er meint, die Weltseele sei überall, doch sei ihre Allgegenwart in einem geistigen Sinne zu verstehen, nicht körperlich oder der Ausdehnung nach. Bruno rezipiert die neuplatonische Tradition nur teilweise, fasst aber in deren Sinn die Weltseele als eine vermittelnde Instanz auf.
J.G.Fichte entwarf um 1800 eine für viele folgende Denker, Dichter und Politiker recht einflussreiche Philosophie mit folgender Essenz: Der Seinsgrund (die Weltseele) ist sowohl Liebe als auch lebendiges und handelndes Selbstbewusstsein, was im Leben eines Menschen tendenziell seiner selbst bewusst wird. Dieses wachsende und aktive Selbstbewusstsein von Ich und Liebe ermöglicht eine immer erfülltere Welt und ist zugleich die Voraussetzung eines glücklichen oder seligen Ich-Lebens.
In der Literatur der Romantik, in der „Seele“ zu den Schlüsselbegriffen gehört, kommt der Ausdruck „Weltseele“ öfters vor, besonders bei Novalis. Auch Goethe griff darum später dieser Begriff auf:
J.W. Goethe: Weltseele
Verteilet euch nach allen Regionen
Von diesem heil'gen Schmaus!
Begeistert reißt euch durch die nächsten Zonen
Ins All und füllt es aus!
Schon schwebet ihr in ungemeßnen Fernen
Den sel'gen Göttertraum
Und leuchtet neu, gesellig, unter Sternen
Im lichtbesäten Raum.
Dann treibt ihr euch, gewaltige Kometen,
Ins Weit' und Weitr' hinan.
Das Labyrinth der Sonnen und Planeten
Durchschneidet eure Bahn.
Ihr greifet rasch nach ungeformten Erden
Und wirket schöpfrisch jung,
Daß sie belebt und stets belebter werden,
Im abgemeßnen Schwung.
Und kreisend führt ihr in bewegten Lüften
Den wandelbaren Flor
Und schreibt dem Stein in allen seinen Grüften
Die festen Formen vor.
Nun alles sich mit göttlichem Erkühnen
Zu übertreffen strebt;
Das Wasser will, das unfruchtbare, grünen,
Und jedes Stäubchen lebt.
Und so verdrängt mit liebevollem Streiten
Der feuchten Qualme Nacht!
Nun glühen schon des Paradieses Weiten
In überbunter Pracht.
Wie regt sich bald, ein holdes Licht zu schauen,
Gestaltenreiche Schar,
Und ihr erstaunt auf den beglückten Auen
Nun als das erste Paar,
Und bald verlischt ein unbegrenztes Streben
Im sel'gen Wechselblick.
Und so empfangt mit Dank das schönste Leben
Vom All ins All zurück.